„12 Monkeys“ und das unendliche Kontinuum der Zeit

Entropie scheint überall zu sein. Auch die Medien greifen das überaus dankbar zu verarbeitende Thema immer wieder auf. Manchmal offensichtlicher, manchmal weniger offensichtlich.
Prägt Zeitreise ein Medium Film, wird Entropie durch die Veränderung, den Wandel, welcher zwischen den zwei gegensätzlichen Welten passiert ist, deutlich sichtbar.
Im Film “12 Monkeys” reist Cole im Auftrag der Wissenschaft in die Vergangenheit, um die Katastrophe, welche die Menschheit einst heimsuchte zu verhindern. Ein Virus löschte beinahe die ganze Erdbevölkerung aus. Die wenigen Überlebenden hausen nun unter der Erde, isoliert und von der Wissenschaft dominiert. Cole als Gefängnisinsasse bekommt die Gelegenheit aus seiner schier aussichtslosen Situation entfliehen zu können. Er wird auf eine Reise in die Vergangenheit geschickt, mit der Aufgabe die Urheber des Virus zu finden und schließlich das Chaos zu verhindern.
Das alles klingt sehr nach Philip K. Dicks “The Skull”, wenn doch grundsätzlich ein anderes Motiv hinter Congers Zeitreise steckt. Jener soll den Mann finden, welcher in der Vergangenheit die entscheidende Rede hielt, und eben diese Aussprache rechtzeitig zu verhindern wissen.
Coles Aufgabe in der Vergangenheit ist es, den Mann zu finden, welcher das Virus entwickelte und schließlich auf der ganzen Erde verteilte. Die Folge seines Aufenthaltes in der Welt bevor das Chaos ausbrach, und die Katastrophe alles Leben zerstörte ist, dass er nun gar nicht mehr zurück möchte in die Unterwelt. Das noch friedliche, sorglose Dasein oberhalb der Erdoberfläche treibt ihn dazu hier bleiben zu wollen, so wie auch George Miller in “Exhibit Piece” nicht mehr in die Welt möchte, aus der er ursprünglich zu kommen glaubte.
Interessant bezüglich Entropie ist vor allem auch das Ende des Filmes, bei dem Cole knapp sein Ziel verfehlt, den Entwickler des Virus noch rechtzeitig aufzuhalten, ihn am Fliegen zu hindern. Die Flughafenszene, welche sich ihm während des ganzen Filmes immer wieder in sein Gedächtnis, in seine Träume schleicht, tritt nun in die Gegenwart, oder, wenn man so will, in die Vergangenheit, in welche er ja zurückversetzt wurde. Als Kind wurde Cole Zeuge eines Mordes, was ihn sein Leben lang in Erinnerung bleibt.
Dieses Ereignis, welches ihn so derart geprägt hat, ist wohl gleichzeitig Coles Vergangenheit und seine Gegenwart, denn im Moment befindet er sich am Flughafen, in Gestalt eines erwachsenen Mannes. Ein kleiner Junge beobachtet das ganze Geschehen, die Verfolgungsjagd zwischen dem erwachsenen Cole und dem Bösewichten. Er muss schließlich mit ansehen, wie der Mann erschossen wird. Cole schafft es also nicht, den Chaosausbruch zu verhindern. Stattdessen stirbt er bei dem Versuch.
Hier stellt sich die Frage, was passiert wäre, wäre Cole nicht durch die Zeitreise vor Ort gewesen. Natürlich, der Virus wäre so und so ausgebrochen. Anders als in “The Skull”, wo sich Conger schließlich selbst als der Verantwortungsträger herausstellt.
Jedoch, Cole hätte als Kind die Verfolgungsjagd nicht beobachten können, er hätte seinen eigenen Tod nicht mit ansehen müssen. Vielleicht hätte sich seine Persönlichkeit dadurch völlig anders entwickelt, er wäre nicht derselbe geworden. Auch nicht auszuschließen ist, dass er als nicht traumatisiertes Kind auch nicht als Gefängnisinsasse geendet hätte, und so auch nicht in die Vergangenheit geschickt worden wäre. Wäre er also nicht in die Vergangenheit gereist, hätte er sich auch an diesem Tag, um diese Zeit als erwachsener Mann nicht an eben diesem Ort befinden können. Er wäre nicht erschossen worden, und der Junge wiederum hätte diesen Vorfall nicht miterlebt.
Der Kreislauf ließe sich unendlich lange fortsetzen. Die Frage nach dem “was wäre wenn” ist eine, die sich uns immer wieder stellt. Gerade bei der Beschäftigung mit dem Thema Entropie aber kommt man nicht darum herum sich mit dem unendlich wirkenden Zeitkontinuum zu beschäftigen. Die Zeit ist Veränderung, und Veränderung löst dann wiederum einen anderen Prozess aus. Man könnte also vom Dominoeffekt sprechen, der sich ins Unendliche fortsetzt, und uns schlussendlich eine Menge an unbeantworteter Fragen liefert.

Quelle:
12 Monkeys, Regie: Terry Gilliam, DVD, Concorde Video 1997 [12 Monkeys, USA 1996]

1 Kommentar

  1. […] Entropie09 befasst sich mit der Entropie im Film und speziell mit dem Kreislauf, den Coles Flashback… Der Zeitverschwender vergibt 8,5/10 Punkte und hat eine interessante Diskussion in der Kommentarsektion. Jason Bailey spricht von „Gilliam’s Masterpiece“. Pretty Sure I’m Right lobt die Verwirrung in „12 Monkeys“ und nennt ihn immerhin „really enjoyable“. Madali redet nach einem Wiederholten Ansehen von „one of the best time travel films and probably Terry Gilliam’s best work“ und vergibt 4/5 Punkte. Postapocalypticmovies.com fand den Fillm genial und hatte dieselbe „Stadt der verlorenen Kinder“-Assoziation wie ich. Cillefish findet ihn okay, meint aber, dass er zuviel auf einmal versucht und sich dabei verliert. Hunter J Hudson lobt den Film, vor allem für seine gute Kameraarbeit. […]


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